Das fünfte Sozialgesetzbuch regelt die sogenannte Kostenerstattung von gesetzlich Versicherten in Privatpraxen (§13 Abs.5 SGBV). Damit soll dem Missstand begegnet werden, dass Personen mit psychischen Erkrankungen oft monatelang auf einen Therapieplatz warten müssen.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben nämlich den Auftrag, eine flächendeckende, bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung Ihrer Versicherten zu gewährleisten. Wird diese Zielvorgabe nicht erfüllt (falls z.B. die Wartezeit auf einen Termin unzumutbar ist: i.d.R. bei mehr als 3 Monate) hat die gesetzliche Krankenversicherung auf Antrag die gesamten Kosten einer privatärztlichen Behandlung zu übernehmen, sofern diese Versorgung zeitnah durchgeführt und mit gleicher Qualifikation wie ein kassenzugelassener Arzt oder Therapeut (Approbation, Fachkundenachweis, Eintrag in das Arztregister etc.) ausgeübt wird.

Damit der Antrag des Versicherten auf Kostenerstattung positiv entschieden wird, gibt die Bundespsychotherapeutenkammer wichtige Hinweise, auf die im Vorfeld vom Patienten zu achten sind.

  1. Versuchen Sie, einen Termin bei einem kassenzugelassenen Therapeuten zu bekommen

    1. Zunächst gilt es, bei mehreren kassenzugelassenen Therapeuten in Wohnortnähe anzurufen und zu versuchen, einen zeitnahen Therapieplatz zu bekommen. Eine Liste kassenzugelassener Therapeuten findet sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Falls Sie einen zeitnahen Termin erhalten, nehmen Sie diesen in Anspruch.

    2. Andernfalls dokumentieren Sie Datum und Uhrzeit Ihrer Anfrage, Name und Anschrift des Therapeuten und wann Ihnen ein Termin in Aussicht gestellt wurde. Hierfür können Sie sich ein Formular zur Dokumentation downloaden (PDF).

    3. Zudem sollten Sie zumindest einen Termin in einer psychotherapeutischen Sprechstunde bei einem kassenzugelassenen Therapeuten in Anspruch nehmen. Seit 1. April 2017 sind alle kassenzugelassenen Therapeuten verpflichtet, eine wöchentliche Sprechstunde anzubieten, in die man ohne vorige Terminvereinbarung kommen kann. Bitte dokumentieren Sie auch diesen Besuch bzw. das Ergebnis Ihrer Bemühungen.

  2. Kontaktieren Sie unsere Praxis

    1. Sofern Sie bei mind. 3-5 kassenzugelassenen Therapeuten keinen Termin erhalten haben, mehr als drei Monate auf einen solchen warten müssten oder eine akute Dringlichkeit der Behandlung vorliegt und Ihnen auch Ihre Krankenkasse keinen Therapieplatz verschaffen konnte, vereinbaren Sie einen Termin in unserer Praxis und bringen Sie zu diesem die Dokumentation Ihrer erfolglosen Terminvereinbarungen mit

    2. Nach erfolglosem Verstreichen dieser Frist kontaktieren Sie unsere Praxis.

  3. Kommen Sie zu uns zu einem Erstgespräch

    1. In diesem Gespräch wird die Notwendigkeit der psychotherapeutischen Behandlung festgestellt. Ist diese gegeben, erhalten Sie von uns eine Bestätigung, dass Ihre Behandlung medizinisch notwendig ist und von uns als approbierte, im Arztregister eingetragene Psychologische Psychotherapeuten kurzfristig durchgeführt werden kann.

    2. Zudem erhalten Sie von uns einen Konsiliarbericht, mit dem Sie sich bei Ihrem Hausarzt oder einem Facharzt vorstellen: dieser wird untersuchen, ob keine körperlichen Erkrankungen gegen die Aufnahme einer Psychotherapie sprechen (dies vor jeder Aufnahme einer Psychotherapie erforderlich).

    3. Die Kosten für dieses Erstgespräch belaufen sich auf ca. 50 EUR in der Sprechstunde (ca. 20 Min., inkl. Testdiagnostik) bzw. 120 EUR in einer probatorischen Einzelstunde (ca. 50 Min., inkl. Testdiagnostik). Diese Kosten müssen von Ihnen selbst bezahlt werden, bei positivem Bescheid durch Ihre Krankenkasse (Schritt 4) können Ihnen diese aber ggf. erstattet werden.

  4. Reichen Sie alle Unterlagen bei Ihrer Krankenkasse ein

    1. Schicken Sie alle Unterlagen (1. Ihr Antrag, 2. unsere Notwendigkeitsbescheinigung, 3. ärztlicher Konsiliarbericht) zeitnah an Ihre Krankenkasse. Der Antrag muss immer von Ihnen selbst vor Beginn einer Psychotherapie gestellt werden.

    2. Sie haben das Recht, innerhalb von 3 Wochen nach Eingang einen Entscheid Ihrer Krankenkasse zu erhalten; ist ein Gutachterverfahren notwendig, verlängert sich die Frist auf 5 Wochen. Falls diese Frist unbegründet ohne Bescheid verstreicht, gilt die Therapie als genehmigt.

  5. Starten Sie die Therapie

    1. Nachdem Sie die bürokratischen Hürden gemeistert haben, konzentrieren Sie sich auf die Therapie

    2. Von uns erhalten Sie monatlich eine Rechnung, die Sie im Rahmen der angegebenen Frist bitte an uns überweisen. Diese Rechnung reichen Sie bei Ihrer Krankenkasse ein und lassen sich die entstanden Kosten auf Ihr Konto erstatten („Kostenerstattung“). Bei uns erfolgt also keine Abrechnung direkt über Ihre Versichertenkarte, so wie Sie es sonst gewohnt sind.

    3. Die von Ihnen selbst beschaffte Therapie ist eine Privatbehandlung, d.h. Ihre Kasse darf die Leistungen nicht auf den Kassensatz der gesetzlichen Versicherung kürzen, sondern hat den privatärztlichen Satz (ca. 100 EUR / 50 Min. zzgl. sonstige Leistungen wie Tests etc.) zu tragen. Dennoch ist es oft gängige Praxis, dass Rechnungen auf den gesetzlichen Satz gekürzt werden (ca. 85 EUR) und somit ein Selbstbehalt verbleibt. Auch hier können Sie Widerspruch einlegen.

Kostenerstattung (gesetzlich Versicherte)